21.10.2019
Unser Stadtwald – unsere Zukunft! Freie Wähler diskutierten den Klimawandel
„Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, es ist schon nach zwölf“, so umschrieb Martin Koch, Kundenbereichsleiter Forst in Rastatt, den Zustand des Stadtwaldes.
Auf Einladung des Stadtverbandes der Freien Wähler referierte er in einer gut besuchten öffentlichen Veranstaltung am Beispiel des Waldes über die vielfältigen Aspekte des Klimawandels. FW-Stadtverbandsvorsitzender Herbert Köllner betonte die Absicht der Wählervereinigung das Augenmerk bewusst auf lokale Faktoren zu richten: “ Wir müssen hier vor Ort, da wo wir direkt Einfluss nehmen können, dafür sorgen, dass das Nötige und Mögliche schnell getan wird“.
Rastatt befinde sich in einer der wärmsten und waldärmsten Regionen, erläuterte der Experte und rief die wichtigsten Funktionen des Waldes in Erinnerung: Erholungswert, Wärmeregulation, Grundwasserspeicherung, Luftreinhaltung, Sauerstoffproduktion, CO 2 Bindung, Garant der Artenvielfalt in Flora und Fauna, Holzlieferant. All das vollbringe unser Stadtwald auf rund 1 500 Hektar Fläche. Mit 25 verschiedenen Baumarten sei er zwar breit aufgestellt, aber das Leiden des gesamten Ökosystems sei unübersehbar. Die Bäume litten unter den zunehmend langen Trockenperioden und den heißen Sommern. Massiver Krankheitsbefall durch Schadinsekten und Pilze führe beispielsweise zum Eschensterben und beim Ahorn zur Rußrindenkrankheit.
In unserer Region seien bereits Veränderungen der Jahreszeiten deutlich beobachtbar: Die längere Winterfeuchte fehle und regenreiche Monate im Frühjahr fielen komplett aus. So falle der Grundwasserpegel kontinuierlich. Das schade den Bäumen und damit dem Wald, der immer mehr kahle Flächen bekomme. Die Forstverwaltung steuert dagegen mit einem Programm zur Wiederaufforstung, zuerst mit schnell wachsenden Baumarten („Vorwald“). Bis 2028 sollen auf 236 Hektar neue Bäume wachsen. Man suche gezielt im Forschungsprojekt „Waldklimafond“ mit dem KIT nach Ersatzbaumarten, die mit dem wärmeren Klima besser zurechtkommen. Langfristig seien in erster Linie Eschen zu ersetzen. Wenig Hoffnung gebe es aber auch für Eichen, Ahorn, Buchen, Fichten und Tannen. Das umfangreiche Aufforstungsprojekt erfordere erhebliche Haushaltsmittel für Pflanzen und Fachpersonal. Dafür wollen sich die FW-Räte stark machen.
In einer angeregten Diskussion wurden viele Vorschläge der Teilnehmer aufgegriffen, die zu einer Klimaverbesserung in Rastatt führen würden: Verankerung von Dach- bzw. Fassadenbegrünung sowie Pflanzgeboten in neuen Bebauungsplänen. Auch der Rückbau von überbreiten Straßen sei zu prüfen. Das Verbot von „Steinwüsten“ in Vorgärten war ebenfalls Thema. Was die Bodenversiegelung in der Innenstadt betreffe, so müsste auch im Gemeinderat ein Umdenken stattfinden, meinte FW-Rat Köllner und nannte das Beispiel Kulturplatz: Aus heutiger Sicht würden die Freien Wähler einer solchen Planung nicht mehr zustimmen. Für die FW-Fraktion bilanzierte der Vorsitzende: „In Zukunft müssen wir bei jedem größeren Bauvorhaben viel stärker auf seine ökologischen Auswirkungen schauen.“
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